Heute schaue ich Sternstunde Religion auf SRF. Zu Gast ist Bertrand Piccard. Er hat mit Solarkraft in einem Ballon und in einem Flugzeug die Welt umrundet. Die Mission war es, ohne Treibstoff einmal um die Welt zu fliegen. Er wollte die Energiewende unterstützen. Er ist von Beruf Psychiater. Seine Aussagen beeindrucken mich und regen mich zum Nachdenken an.
Es gab, bei diesen Projekten viele Schwierigkeiten, die er überwinden musste. Manchmal drohte das Projekt zu scheitern. Es war auch stressig und Bertrand Piccard fühlte sich immer wieder gestresst. Wie ist er mit den Drucksituationen umgegangen?
Wieviel Risiko gehört zu einem glücklichen Leben und wohin bringen uns Grenzerfahrungen?
Betrand Piccard macht einige Aussagen, die zeigen wie er zu seinem Ziel gelangen konnte. Evtl. können wir daraus etwas lernen?
"Glücklich bin ich, weil ich viele Kinderträume erfüllen konnte. Ich kann immer noch träumen, mich wundern und Dinge ausprobieren." Wenn Kinderträume erfüllt werden können, kommt das Kind mit seiner Spontanität, mit seiner Intuition, Unbelastetheit, seinem Mut und der heilen Welt im eigenen Leben zum Zug. Kombiniert mit der eigenen heute erwachsenen Person gibt das Kind, das er mal war, einen positiven Antrieb. Als ich Kind war, interessierte mich persönlich die Frage: Können sich andere Menschen auch so fühlen, wie ich mich fühle, oder fühlen die sich anders als ich? Wie würde ich mich fühlen, wenn ich das Hirn eines anderen Menschen hätte? Ich wollte also psychologischen Fragestellungen schon als Kind auf den Grund gehen. Ich ahnte schon damals, dass das Selbst jedes Menschen verschieden ist und ich nie wissen kann, wie ein anderer sich fühlt oder denkt, ausser ich gehe in den persönlichen Austausch. Aber auch dann werde ich nie gänzlich alles erfahren.
Piccard sagt: "Glück ist es, sich entfalten zu können, verschiedene Ziele zu erreichen und der Mensch zu sein, den man sein möchte. Glück ist für jeden Menschen etwas anders und hängt von vielen Faktoren ab. Ich bin zumindest glücklich, weil ich in der Lage bin zu versuchen das Ziel zu erreichen, das ich anstrebe, selbst wenn ich scheitere."
Glück bedeutet also nichts anderes, als dass der Weg zum Ziel werden soll, denn es ist letzendlich egal ob ich das Ziel auch erreiche. Wichtig ist, dass ich auf dem Weg bin, um es zu erreichen. Denn ein Ziel gibt Antrieb und ich fordere mich selbst heraus. Egal, ob es zu schwierig, gerade richtig oder zu einfach war, ich habe auf dem Weg zu einem Ziel viel dazu gelernt und wenn etwas gelungen ist, auch etwas erreicht. Ich lerne immer dazu, mein Leben lang. Mache ich mich nicht auf den Weg, lerne ich nichts. Andererseits ist es unmöglich keinen Weg zu gehen, denn das Leben geht vorwärts, ob ich jetzt selbst einen Weg wähle, oder ob ich den Weg geschehen lasse. Ich kann entscheiden, wo ich mich treiben lasse und wo ich mitsteuere. Es geht nicht, nicht zu entscheiden. Ich muss solange ich lebe, immer die Wahl treffen, was der nächste Schritt ist.
"Wir stehen vor schwierigen Herausforderungen (Klimawandel, Pandemien, soziale Ungleichheiten, Kriege, inflation etc.). Das Leiden in der Welt, das müssen wir heute lösen. Jeder leistet den Beitrag dazu den er kann."
Das heisst für mich, ich leiste, solange ich lebe, meinen Beitrag auf dieser Welt, nehme meine Rolle ein und beteilige mich auf dieser Welt. Dieser Beitrag kann je nachdem grösser oder kleiner sein. Eine Grossmutter leistet ihren eigenen Beitrag indem sie sich um ihre Enkel kümmert, oder eine Mutter indem sie einer hochqualifizierten Arbeit nachgeht und das Geld für ihre Familie verdient, damit ihr Ehemann zu Hause Zeit hat, sich um den Garten und die Kinder zu kümmern.
"Es ist die Wahl im Leben, was man tun will und welche Risiken man eingehen will. Akzeptiert man zu scheitern, weil man allzu schwierige Dinge in Angriff nimmt? Oder will man nichts wagen?" "Es geht darum die selbst auferlegten Grenzen zu sprengen, die uns nicht dienen. Sie müssen gesprengt werden, um ein intensives und sinnvolles Leben zu leben," sagt Piccard.
Ist das Leben intensiv, egal auf welche Weise, spüren wir das Leben mit all seinen Hochs und Tiefs. Jede Person entscheidet selbst, ob sie risikoarm leben will. Und jede Person wird feststellen, egal wie sicher sie unterwegs sein will, sie ist es nie ganz. Dies nämlich weil das Leben per se nichts Sicheres ist. Auf dieser Erde ist das Leben risikoreich, auch ohne dass man die Risiken herausfordert. Piccard sagt: "Die Frage ist, wie ich letztendlich mit den Lebensrisiken umgehe und ob ich sie annehme. Bin ich nur auf Sicherheit bedacht und versuche ich alle Risiken zu meiden, dann nehme ich mir viel Energie weg, um vorwärts zu streben."
"Ich glaube an den Gott der die Menschen erschaffen hat. Ich glaube nicht an den Gott, welcher die Menschen erschaffen hat, aus Angst vor dem Tod." Diese Aussage von Piccard ist spannend. Denn letztendlich ist es meistens die Angst, die uns blockiert und uns daran hindert uns zu entfalten und das zu tun, was uns interessiert. Oder nicht?