PSI-Theorie

Die PSI Theorie von Julius Kuhl geht von 4 psychologischen Teilsystemen des Gehirns aus. Diese 4 Teilsysteme sind verantwortlich dafür wie ein Mensch die Welt wahrnimmt und in welcher Gefühlslage er sich befindet. Jeder Mensch verfügt über alle 4 Teilsysteme, die sich teilweise gegenseitig hemmen. Je nach Situation im Alltag, benötigt man das eine oder andere mehr. Alle 4 Funktionen haben ihre Vor- und Nachteile. Es ist aber so, dass Individuen aus Gewohnheit bevorzugt nur ein Teilsystem von allen 4 Systemen benutzen, weil sie sich das im Laufe des Lebens so angeeignet haben. Die Genetik und die Lernerfahrungen machen Menschen sozusagen zum Spezialisten eines bestimmten Teilsystems. Dort liegen ihre Ressourcen. Es kann aber auch sein, dass Sie in gewissen Situationen den Zugriff zu einem nützlichen Teilsystem nicht mehr zur Verfügung haben, oder der Zugang erschwert ist, obwohl er nützlich wäre. Dieses Teilsystem kann dann aktiviert und trainiert werden.

Meist zeigt sich der fehlende Zugriff auf Teilsysteme in schwierigen Situationen. Die Umwelt hält dem Menschen sozusagen den Spiegel vor. 

Einige Situationen können besser bewältigt werden, wenn ein Mensch Zugriff zu allen 4 Teilsystemen hat. Das erfordert auch die Fähigkeit im richtigen Moment, ins richtige Teilsystem wechseln zu können. Da das aber ungewohnt ist, muss das ein wenig trainiert und geübt werden. Voraus geht, dass der Mensch erkennt, in welchem System er sich vorwiegen aufhält, oder in welchen Situationen er den Wechsel in ein geeigneteres System schafft.

(Quelle: M. Storch & J.Kuhl, Die Kraft aus dem Selbst)

 

Um Ihre gewohnte Funktionsweise reflektieren zu können und darauf aufbauend neue Strategien auszuprobieren, stellt die PSI- Theorie ein Assesssment Instrument (TOPP Diagnostik) zur Verfügung, welches Ihnen Ihre bevorzugte psychische Funktionsweise spiegelt. Wenn Sie wollen, benutzen wir diese Möglichkeit. Insgesamt müssen Sie dafür 4–6 Stunden Beratungszeit rechnen, da die Auswertung etwas komplex ist.



PSI-Theorie und die 4 Teilsysteme des Gehirns

1. Teilsystem – Das Intentionsgedächtnis oder Absichtsgedächtnis (IG)

Das Absichtsgedächtnis denkt, plant und strukturiert, denkt logisch und hält Absichten aufrecht, damit sie später umgesetzt werden können. Diese Absichten können auch in Sprache gefasst werden. Hier wird sequentiell gearbeitet, also Schritt für Schritt.

Nachteile: Es ist nicht so spontan und wenig initiativ. Zuweilen hemmt es sogar die Handlung.

Vorteile: Absichten können lange aufrecht erhalten bleiben, man kann dran bleiben, Gelegenheiten können abgepasst werden oder das Problem kann auch später gelöst werden und zwar sorgfältig und Schritt für Schritt.

Modus: Wenn der Mensch in diesem Modus ist, dann ist die Stimmung nüchtern, sachlich und konzentriert. Hier sind die positiven Gefühle zwar da, aber sie werden nicht ausgelebt, sondern gehemmt, denn alles ist erst Absicht und noch nicht Handlung. In diesem Modus herrschen gehemmt positive Gefühle vor.

Aktivierung: Es wird bei der Konfrontation mit Schwierigkeiten, Hindernissen oder Zielkonflikten aktiviert, denn um ein Ziel zu erreichen, müssen zuerst Hindernisse überwunden werden.

Reflexionsfragen: In welchen Situationen funktioniere ich in diesem Teilsystem und wann funktioniert es gut, wann weniger gut? Wann wäre es besonders nützlich, wann eher hinderlich, dass es eingesetzt wird?

 

2. Teilsystem – Das Objekterkennungssystem  (OES)

Das Objekterkennungssystem kann auch als Fehlerzoom bezeichnet werden. Es registriert Einzelheiten, es prüft, vergleicht, sieht Abweichungen und Fehler vom Normalzustand oder dem zu Erwartenden, sieht Schwierigkeiten und Risiken und spürt Unstimmigkeiten. 

Nachteile: Es fokussiert Einzelheiten und nimmt nur noch diese wahr und sieht das Ganze weniger. Zuweilen blockiert es die Intuition und das Vertrauen, dass es schon gut kommt. Es kann zu Täuschungen kommen, da das Gesamte nicht gesehen wird.

Vorteil: Ist es nicht aktiviert, macht man Fehler wieder und läuft in Situationen oder sogar Gefahren rein. Hilfreich ist es für die Gefahrenerkennung

Modus: In diesem Modus ist der Mensch in ernster und vorsichtiger Stimmung und skeptisch unterwegs. Hier sind die Gefühle die zu Grunde liegen gehemmt, da analytisch unterwegs, sie sind auch negativ und tendenziell eher im Stressmodus. Menschen in diesem Modus, werden zu Unstimmigkeits*experten oder zu Schwarz-Weiss Denker*Innen.

 

3. Teilsystem – Das Extensionsgedächtnis oder auch das Selbst (EG)

Das Extensionsgedächtnis ist jene Gedächtnisfunktion, das Informationen parallel und ganzheitlich verarbeitet auf einen hohen Integrationsniveau. Es ist Ihr Selbst mit allen ihren Erfahrungen. In diesem Modus läuft das meiste eher unbewusst ab. In diesem Modus sind komplexe Entscheidungen, kreatives Problemlösen und gegenseitiges Verstehen von Menschen möglich und auch für sich selbst.

Nachteil: Wenn das Selbst nur oberflächlich entwickelt ist und der Zugang zu den eigenen Gefühlen fehlt, dann wirkt der Mensch oberflächlich, cool, distanziert und abgehoben, wie wenn ihm alles egal wäre. Die Gefahr besteht, dass man leidvollen Erfahrungen ausweicht und sie nicht an sich heranlässt, sie somit nicht verarbeiten und nicht dazu lernen kann. Das Selbst entwickelt sich dann nicht weiter.

Vorteil: Es liefert Zugang zu allen Lebenserfahrungen inkl. ihrer Bedürfnisse, Ängsten, Vorlieben, die in einer Situation relevant sein können und es ist ein Hochleistungswunder. Es bezieht sich auf die eigene Person. Der Umgang mit Stress und leidvollen Erfahrunge gelingt. Wir haben hier die Möglichkeit Bedürfnisse und Gefühle wahr zu nehmen.

Modus: In diesem Modus ist man in entspannter gelassener Stimmung und das Objekterkennungssystem wird herunterreguliert und auch die dort entstandenen negativen Affekte.

 

4. Teilsystem – Die Intuitive Verhaltensteuerung (IVS)

Die intuitive Verhaltenssteuerung entwickelt sich ganz früh in der Kindheit. Handlungsabläufe wie z.B. Gehen können intuitiv und schnell ausgeführt werden. Sie erfordert keine Planung, verläuft unbewusst und baut auf Automatismen auf. In der Interaktion mit anderen Menschen brauchen wir viel automatische Verhaltensautomatismen. Ist das Verhalten gesteuert und geplant, wirkt es häufig künstlich. Will man eine Absicht umsetzen, dann muss man Zugang zur Verhaltenssteuerung haben. Und um zum Handeln zu kommen, muss Handlungsenergie fliessen. Neue Handlungen sind schwieriger zu aktivieren und anstrengender als schon eingespielte Handlungen. 

Vorteil: Die Handlung geht einfach ohne viel zu überlegen und es werden positive Gefühle ausgelöst. Der Antrieb des Menschen ist gross, im Gegensatz zum Intentionsgedächtnis, wo der Antrieb gehemmt wird. Hier können schon gelernte Verhaltensroutinen ausgeführt werden. Der Mensch fühlt sich wohl und kommt auch in den Flow und damit zusammenhängende Glückszustände. Es herrscht eine freudige, aktivierte, positive Stimmung.

Nachteil: Es benötigt eine Absicht, um zum Handeln zu kommen und beim nicht eingeübten Handeln, kann es bei der Absicht bleiben und man kann in ihre stecken bleiben. Sich neue Handlungsabläufe anzueignen, ist anstrengender als neue zu erlernen oder bestehende zu verändern. Sind Handlungen immer nur intuitiv , kann es schwierig werden, sich neue Handlungsabläufe anzueignen oder bereit zu sein, diese zu erlernen und deshalb manchmal auch inne zu halten und vor der neuen Handlung zu denken, also in Modus 1, 2 oder 3 zu wechseln.

Modus: Es können problemlos und spontan diverse schon eingeübte Handlungen aneinandergereiht werden und die Spontanität ist gross.

Lesen Sie hier den Artikel zu Motivation und Lernprozessen von Nicole Bruggmann

 

Lernressourcen in den verschiedenen Systemen n. Nicole Bruggmann

  • "Menschen, die bevorzugt mit dem IG lernen, gehen gerne strukturiert, sachlich-konzentriert, zielgerichtet und analysierend an Aufgaben heran, sie mögen Pläne, Tabellen und Checklisten.
  • Wer sich bevorzugt im IVS aufhält, will fröhlich handelnd, ausprobierend und experimentierend an Aufgaben heran gehen. Diese Menschen mögen Routinetätigkeiten und wenn es einfach geht.
  • OES-starke Menschen arbeiten gerne genau, sorgfältig und detailorientiert. Sie mögen eine ernste Stimmung und haben einen Sinn für Perfektion sowie ein gutes Gespür für Unstimmiges.
  • Wer bevorzugt mit dem EG lernt, will sich mit Aufgaben identifizieren können, mit Herzblut involviert sein und Sinnhaftigkeit spüren. Diese Menschen mögen es, gelassen das Gesamte im Blick zu haben und Visionen zu entwickeln."

Das Modell ist deshalb ausgezeichnet geeignet um die Ressourcen zu sehen und zu verstehen, wie ein Mensch funktioniert und seine Stärken zu sehen.


Beratung auf Basis des PSI-Modells von Kuhl

Es ist nicht notwendig bewusst Gedächtnisinhalte anzusteuern, wenn es im Alltag gut läuft. Das meiste läuft automatisch und unbewusst ab, das ist auch gut so, denn sonst würde das viel zu viel Energie kosten. Wenn sich Ihnen aber immer wieder Probleme stellen, kann es sein, dass Sie einen Gedächtnisbereich oder Ihre Fähigkeiten und Ressourcen nicht häufig, oder nicht zum richtigen Zeitpunkt nutzen und einsetzen.

 

Das Modell ist sehr geeignet zu erkennen wie Sie funktionieren

  • Welchen Modus benutzen Sie am meisten oder in welchen Situationen?
  • In welchen Situationen stellen sich Schwierigkeiten?
  • Wann sind Sie in der intuitiven Verhaltenssteuerung, also im einer freudigen, aktivierten, positiven Stimmung?
  • In welcher Situation, wäre es sinnvoll, einen anderen Gedächtnisteil anzusteuern? Wie kann ich einen Gedächtnisteil aktivieren oder deaktivieren, der mir am meisten nützt?
  • Wieso kommen Sie nicht oder selten in einen bestimmten Modus?
  • Was sind ihre Bedürfnisse, Motive und Handlungen?
  • Was wollen Sie beibehalten oder verändern?

PSI-Diagnostik-Tool

Die PSI Theorie hat ein Diagnostiktool, welches TOPP Diagnostik heisst. Es ist geeignet um ihre obigen Fragen genauer betrachten zu können und wenn Sie es wünschen etwas zu verändern.

Sie füllen im Rahmen von 1–2 Stunden einige Fragebogen online aus. Ich gebe Ihnen den Link dafür. Die Ergebnisse zeigen dann basierend auf der PSI-Theorie Ihren aktuellen Zustand auf: Ihre Motive, Bedürfnisse sind und ob Sie häufiger im Modus von Blau, Gelb, Rot oder Grün sind.

Sie kommen also mit den Ergebnissen einen Spiegel vorgesetzt.

 

Die Ergebnisse werden in der Beratung besprochen und anhand dieser sehen Sie, wie Sie funktionieren und können entscheiden, was Sie evtl. verändern wollen.

Z.B. besprechen wir, wie es möglich sein könnte, in einen anderen Modus oder Teil des Hirns bewusst anzusteuern.

 

Rechnen Sie für eine Beratung mit dem Diagnostik Tool 4–6 Beratungsstunden.

Es ist aber kein Problem ohne dieses Tool, die Beratung zu gestalten.